Kultur in Winterthur

Zu einer lebenswerten und pulsierenden Stadt gehört ein vielfältiges Kulturleben.
Positionspapier Kultur

In diesem Positionspapier formulieren die Grünliberalen der Stadt Winterthur ihre kulturpolitische Haltung und bieten Ansätze, wie in Winterthur das vielfältige und hochstehende Kulturangebot erhalten und weiterentwickelt werden kann. Vorauszuschicken ist, dass die Grünliberalen das reichhaltige Kulturangebot der Institutionen und der freien Szene schätzen und grossen Wert darauf legen, dass dieses auch in Zukunft Fortbestand hat.

Positionspapier Kultur

Unsere Kulturpolitik orientiert sich an folgenden drei Eckpunkten:

  • Umfang der Kulturförderung beibehalten
  • Mittelverteilung zwischen Institutionen und freier Szene wird regelmässig hinsichtlich Vielfalt, Dynamik, Innovation und Aktualität überprüft
  • Keine Bevorzugung einzelner Sparten

 

Vielfalt und Qualität erhalten

Winterthur zeichnet sich durch ein reichhaltiges Kulturangebot aus. Dieses umfasst nebst Architektur, bildender Kunst, Literatur, Musik, Tanz, Fotografie, Film und Theater auch eine lebendige Festivalszene. Winterthur ist nicht nur reich an bedeutenden historischen Sammlungen, sondern weist ebenso eine virulente Kulturszene auf. Zu den altehrwürdigen Institutionen haben sich neue, innovative Kulturträgerschaften und einmalige Initiativen gesellt, die allesamt wesentlich zum Image der Kulturstadt Winterthur beitragen.

Angesichts der angespannten Finanzlage der Stadt Winterthur stellt sich die Frage, wie die für die Kulturförderung zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel verteilt werden sollen. Wir Grünliberalen sind der Ansicht, dass die Mittel sowohl für die renommierten Kulturinstitutionen als auch für die freie Szene eingesetzt werden sollen. Die kostenintensive Unterstützung von renommierten Kultureinrichtungen und Festivals, die als überregionale, attraktive Leuchttürme fungieren, darf nach Meinung der Grünliberalen nicht darüber hinwegsehen lassen, dass das aktuelle Kulturschaffen massgeblich zur hohen Lebensqualität und Attraktivität der Stadt Winterthur beiträgt. Die Grünliberalen der Stadt Winterthur gehen davon aus, dass aus der kleinteiligen, freien Szene wichtige Impulse hervorgehen, die gesellschaftliche Entwicklungen nicht nur reflektieren, sondern auch in ihr aktuelles Schaffen einbeziehen. Während die Aufgabe traditioneller Trägerschaften, zu denen die Museen und das Musikkollegium zählen, in erster Linie in der Pflege des Kulturerbes und der Wissensvermittlung besteht und somit auf die Vergangenheit fokussiert.

Wir erwarten von der städtischen Kulturförderung eine Verteilung der Mittel nach klaren, öffentlich einsehbaren Kriterien. Die Grünliberalen sind der Auffassung, dass die öffentliche Hand für eine kulturelle Grundversorgung zuständig ist. Die öffentliche Hand kann die Kulturlandschaft in ihrer Vielfalt aber nicht alleine finanziell tragen. Hierfür braucht es zusätzliche Beiträge von Privaten, Firmen und Stiftungen.

 

Synergien und Kooperationen fördern

Die Vielfalt der Kulturszene Winterthur bringt es mit sich, dass sie in Trägerschaften zersplittert ist. Wir plädieren dafür, dass diese dazu angehalten werden, enger miteinander zusammen zu arbeiten. Wir erkennen vor allem im Bereich Administration und PR/Marketing Potential für Synergien. Synergien gilt es unter den Trägerschaften der freien Szene, zwischen der freien Szene und den Institutionen und zwischen den Institutionen selbst zu fördern.

Ebenso grosse Hoffnungen setzen die Grünliberalen der Stadt Winterthur in die baldige Umsetzung des Museumskonzepts. Gerade bei diesen Häusern erkennen wir einen hohen Innovationsbedarf – nicht nur hinsichtlich der Schaffung von Synergien im Bereich Administration und PR/Marketing, sondern ebenso unter dem Aspekt der Kundenfreundlichkeit. Die touristische Vermarktung der Museen könnte forciert werden, um deren Ausstrahlung und Eigenwirtschaftlichkeit zu steigern. Die Grünliberalen sind der Ansicht, dass bei den Kunstmuseen die Möglichkeit der Zusammenlegung der einzelnen Sammlungen in Absprache mit den entsprechenden Stiftungen und Trägervereinen überprüft werden sollte, um die Kosten für Gebäude und Infrastruktur zu senken.

 

An gesellschaftliche Veränderungen anpassen

Die Grünliberalen sind überzeugt, dass Kultur lebendig ist und sich stets weiterentwickelt. Auch traditionelle Kulturinstitutionen kommen heutzutage nicht umhin, sich den gesellschaftlichen Veränderungen zu stellen. Einige Institutionen haben in dieser Hinsicht den Anschluss verpasst und sehen sich deshalb mit einem überalterten Besucherprofil konfrontiert.

Das angestammte Publikum spielt zwar als Gönnerschaft eine wichtige Rolle für die Museen, doch sollten diese daran denken, ein neues, jüngeres Publikum anzusprechen, das Kunst unter Lifestyle subsumiert und unter Umständen auch elektronisch konsumiert. Nicht nur im Bereich Marketing und Medienauftritt besteht grosser Nachholbedarf bei den Winterthurer Kunstmuseum, sondern auch bei der Kunstvermittlung. Es gibt genügend Beispiele aus dem In- und Ausland (Kunsthaus Aarau oder Tate Modern) wie mit neuen, zeitgemässen Vermittlungsformaten ein urbanes, multimedial aufgewachsenes Publikum angesprochen werden kann. In der heutigen Gesellschaft ist die Unterscheidung zwischen Elitekultur und Populärkultur in Auflösung begriffen und die Informationsbeschaffung erfolgt in erster Linie übers Internet. Die gesellschaftlichen Anforderungen an Kunst und Kultur haben sich gewandelt; trotz aller Kritik ist die Tendenz, dass alles zum Event gerinnt, nicht aufzuhalten. Zukunftsweisende Ausstellungen und Veranstaltungen sind in der Regel multimedial und transdisziplinär. Die Grünliberalen erwarten deshalb von den subventionierten Häusern eine zeitgemässe Programmierung, die populäre Trends nicht ausschliesst, sondern zur Erschliessung eines breiteren Publikums gezielt berücksichtigt.

Die Grünliberalen betrachten das Nachtleben als Teil der kulturellen Praxis. In Bezug auf die Bewilligungspraxis verlangen die Grünliberalen das Tiefhalten bürokratischer Hürden, um Markteintritte zu vereinfachen. Die Rahmenbedingungen für kulturelle Veranstaltungen und Lokale sollen liberal gehandhabt werden.

 

Sparsam mit finanziellen Ressourcen umgehen

Die städtischen Kultursubventionen müssen bis auf weiteres auf dem aktuellen Stand gehalten werden. Die sogenannten Leuchttürme haben aufgrund ihres Renommees gute Voraussetzungen, an grosse Sponsorenbeiträge zu gelangen. Doch Knowhow für ein professionelles Fundraising fehlt, profitiert weiterhin von städtischen Zuwendungen.

Für die städtischen Kunst-am-Bau-Beiträge muss ein oberer Grenzwert eingeführt werden, der ungeachtet der Grösse des Bauvorhabens nicht überschritten werden darf. Ausserdem ist zu prüfen, wo ein Publikumsbezug vorhanden ist und welche Standorte sich effektiv für Kunst am Bau eignen.

 

Kultur und Nachhaltigkeit verbinden

Die Grünliberalen setzen sich dafür ein, dass das Umweltbewusstsein auch in der Kultur zum Tragen kommt. Institutionen, Eventorganisatoren und Kulturschaffende sollen dazu verpflichtet werden, ökologische Anforderungen zu erfüllen. Dazu gehören folgende Grundsätze: Mobilitätskonzept, Abfallkonzept, sparsamer Umgang mit Energie und natürlichen Ressourcen. Bei Subventionsverträgen, Projektbeiträgen und Veranstaltungsbewilligungen müssen klare Bedingungen in Bezug auf ein nachhaltiges Engagement gestellt werden. Projekte und Institutionen, die bewusst umweltschädigendes Verhalten in Kauf nehmen, sollen von Beiträgen ausgeschlossen werden.

 

Kunden- und Kinderfreundlichkeit steigern

Die Öffnungszeiten der Museen sind nicht zeitgemäss. Museen sind nur ausnahmsweise an Abenden geöffnet. Es ist wünschenswert, dass die städtischen Museen mehrmals in der Woche länger geöffnet bleiben.

Zur Kundenfreundlichkeit gehört auch ein attraktives, erlebnisorientiertes Kunstvermittlungsangebot sowie ein separates Angebot für Familien mit Kindern (eventuell mit speziellen Zeitfenstern oder räumlicher Abtrennung, damit das übrige Publikum nicht gestört wird). Generell sollten Angebote für Familien und Schulklassen bei den städtisch subventionierten Kulturhäusern fixer Bestandteil des Programms sein, damit Kinder spielerisch und altersgerecht an die Kultur herangeführt und in ihrer Kreativität gefördert werden.

 

Regionalität als Identifikationsfaktor anerkennen

Regionales Kulturschaffen wirkt identitätsstiftend auf die Bevölkerung und soll deshalb weiterhin im Fokus der städtischen Förderung stehen. International ausstrahlende Häuser und Veranstaltungen tragen zwar zur Ausstrahlung nach aussen bei; kulturelle Ereignisse mit Regionalbezug erreichen hingegen oft auch weniger kulturaffine Leute, die über niederschwellige Angebote überhaupt den Zugang zur Kultur finden.

Eine lebendige Kulturszene trägt massgeblich zur Lebensqualität der Stadt bei. Deshalb soll sie weiterhin von Fördermassnahmen profitieren.